Preisstabilität ist oberstes Ziel

Leonhard Schmidbauer organisierte für die Klassen den Online-Vortrag und diskutierte im Anschluss mit ihnen.

Die Klassen der Ausbildungsrichtung Wirtschaft und Verwaltung der 12. und 13. Jahrgangsstufen wurden Ende Januar von Charlotte Schnitzler, die in München Mitarbeiterin im Stab des Bundesbankpräsidenten der Hauptverwaltung in Bayern ist, im Rahmen eines Online-Gastvortrags zum komplexen Thema „Geldpolitik des Eurosystems“ informiert.

Die Referentin ging zunächst auf die unterschiedlichen Aufgaben von Zentralbanken einerseits bzw. Geschäftsbanken andererseits ein. Hauptaufgabe der Zentralbanken sei die Sicherstellung der Preisstabilität mit Geschäftsbanken und staatlichen Stellen als Kunden. Die Geschäftsbanken dagegen würden versuchen, durch Geschäfte mit privaten Haushalten und Unternehmen Gewinne zu erzielen.

Den ersten Schwerpunkt in den Ausführungen von Frau Schnitzler bildete die Inflation, die in der Nach-Corana-Zeit stetig in Richtung bzw. sogar knapp über 10 Prozent anstieg. „Inflation geht immer zu Lasten der sozial Schwächeren“, so Schnitzler; „Gewinner“ des breit angelegten Anstiegs der Preise für Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum hinweg seien dagegen Schuldner und Besitzer von Sachwerten. Mit Hilfe einer Grafik veranschaulichte die Stabsmitarbeiterin die Kaufkraftverluste des Geldes durch die Inflation. Während die Inflation geldpolitisch gut zu bekämpfen sei, so Schnitzler, gebe es kaum Mittel gegen die Deflation, die eine Abwärtsspirale mit sich verstärkenden Preis-, Lohn- und Produktionsrückgängen sowie zunehmender Arbeitslosigkeit bedeuten würde. „Deflation ist deshalb eine riesenriesen Katastrophe“, sagte die Notenbankerin. Als Preisstabilität sieht die Europäische Zentralbank den Anstieg des HVPI (Harmonisierter Verbraucherpreisindex im Euroraum) von mittelfristig 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese 2 Prozent sind sozusagen „ein Sicherheitsabstand zur Deflation“ und alle großen Notenbanken weltweit nehmen sich diese Messgröße zum Ziel.

Einen interessanten Vortrag zum Thema „Die Geldpolitik des Eurosystems“ erhielten Wirtschaftsklassen der FOS bzw. BOS in den 12./13. Jahrgangsstufen durch Charlotte Schnitzler aus München per Video-Zuschaltung.

Im Hauptteil ihrer Ausführungen erläuterte Charlotte Schnitzler den monetären Transmissionsmechanismus und ging damit der Frage nach, wie Geldpolitik funktioniert. Aktuell nimmt die EZB schrittweise kleine Leitzinssenkungen vor. Damit werden für die Geschäftsbanken die Refinanzierungsmöglichkeiten bei den Zentralbanken günstiger, es sinken die Zinsen für die Kunden und dies führt wiederum zu steigender Kreditnachfrage von Unternehmen und Haushalten. Folglich nimmt auch die Investitions- und Konsumgüternachfrage zu. Allerdings steigt damit auch Möglichkeit, dass die Inflation wieder etwas anzieht.

Die Corona-Pandemie führte zu einem Schock in der Realwirtschaft und es drohte eine Liquiditätsklemme laut der Referentin. Darauf musste die EZB mit ihrer Geldpolitik schnell reagieren, um die Kreditvergabe der Geschäftsbanken anzuregen und eine Liquiditätsklemme zu verhindern. Die neuen Programme der EZB (Pandemic Emergency Purchase Programm = PEPP) wurden aber gut angenommen.

 

Aktuell sieht Charlotte Schnitzler den EZB-Rat wieder auf einem Kurs der geldpolitischen Normalisierung. Nach zehn Erhöhungen des Leitzinses zwischen Juli 2022 und September 2023 auf 4,5 Prozent folgten nun bereits mehrere Senkungen auf aktuell 2,5 Prozent. „Es ist notwendig, dass die Geldpolitik ihr vorrangiges Ziel der Preisstabilität erfüllt, ohne die Realwirtschaft mehr als nötig zu schädigen“. Schwächere Wachstumsaussichten, die in erster Linie auf strukturelle und nicht auf konjunkturelle Nachfragefaktoren zurückzuführen seien, würden nicht in den Bereich der Geldpolitik fallen. Immer zu bedenken sei aber auch, dass sich die Eurozone aus unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Mentalitäten zusammensetze. Schnitzler verwies hierzu auf die unterschiedlichen Staatsschulden in den einzelnen Ländern.

Die Referentin ging noch auf die aktuellen hohen Lohnforderungen von Seiten der Arbeitnehmer bzw. Gewerkschaften ein: Hier bestehe die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Würden die Lohnsätze schneller steigen als die Produktivität der Unternehmen, führe dies zum Anstieg der Lohnstückkosten. Folglich würden die Unternehmen versuchen, die höheren Lohnstückkosten über die Produktpreise abzufedern. Gelinge diese Überwälzung aber nicht, etwa aufgrund der Konkurrenzsituation, würde dies bei den Unternehmen zu Gewinneinbußen führen und nachfolgend zu lohnkostenbedingter Arbeitslosigkeit.

 Abschließend stellte Charlotte Schnitzler den Schülern auch noch das Duale Studium bei der Deutschen Bundesbank vor. Möglich sind etwa der Studiengang „Zentralbankwesen“ bzw. „Central Banking“ (Bachelor) an der Hochschule der Deutschen Bundesbank in Hachenberg oder das Duale Studium „Betriebswirtschaft“ (Bachelor) im Verbund mit der OTH Regensburg. Nach Ende des Studiums ist eine Übernahmegarantie und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis sichergestellt.

schließen
Wir sind für dich da!

Berufliches Schulzentrum Cham
Dr.-Muggenthaler-Str. 11
93413 Cham

Sekretariatsöffnungszeiten
Montag
7:30 bis 11:30 Uhr
13:00 bis 15:30 Uhr
Dienstag
7:30 bis 11:30 Uhr
13:00 bis 15:30 Uhr
Mittwoch
7:30 bis 11:30 Uhr
13:00 bis 15:30 Uhr
Donnerstag
7:30 bis 11:30 Uhr
13:00 bis 15:30 Uhr
Freitag
7:30 bis 13:30 Uhr