Die Inflation ist da – was nun?

Ende April nahmen mehrere 12. und 13. Wirtschaftsklassen der FOSBOS an einem Online-Vortrag zur aktuellen Geldpolitik der EZB teil. Nachdem die Grundzüge der Geldpolitik auch im Lehrplan der 12. Klassen verankert sind, bot sich hier eine willkommene Gelegenheit, die aktuellen Entwicklungen aus erster Hand erklärt zu bekommen und das Wissen aus dem Unterricht zu vertiefen.

Charlotte Schnitzler von der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Bayern ließ sich dazu überreden, einen sonst üblichen 90-minütigen Vortrag auf einen 45-minütigen Online-Vortrag zu kürzen und schaffte es in dieser Zeitspanne, die wichtigsten Schritte der Geldpolitik seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 gut nachvollziehbar zu erklären.

Bereits im Fach Volkswirtschaftslehre waren die Schüler mit den Themen Inflation und Geldpolitik der Europäischen Zentralbank in Berührung gekommen. Nun wurde ihnen von der Bundesbank-Expertin im ersten Chart der Verlauf der Inflationsrate seit 2012 präsentiert und aufgezeigt, welch großen Einfluss der Ölpreis auf die Entwicklung der Inflationsrate hat. Da im Euroraum 2014/15 sehr niedrige Inflationsraten nahe 0 % herrschten, hatten die Währungshüter Angst, dass es zu einer Deflation kommen könnte, die nur sehr schwer zu bekämpfen wäre. Daher senkte die EZB den Hauptrefinanzierungssatz der Banken immer weiter, bis er bei 0 % lag. Allerdings führten die niedrigen Zinsen und auch die erhöhte Liquiditätsversorgung durch zusätzliche Ankaufprogramme von Wertpapieren nicht zu dem erhofften Anstieg der Inflationsrate, die in etwa bei 2 % liegen sollte.

 

Neben den Schülern der 12. Klassen des Wirtschaftszweiges nahm auch die Klasse FB13W an dem Online-Vortrag von Charlotte Schnitzler zur Geldpolitik der EZB teil.

Denn der sogenannte Transmissionsmechanismus, wonach eine Senkung der Leitzinsen schlussendlich zu einem Anstieg des Preisniveaus führen hätte sollen, war nämlich in einigen EU-Ländern gestört: in den südlicheren Ländern des Euroraumes herrschte nämlich weiterhin Unsicherheit und eine relativ große Jugendarbeitslosigkeit. So kam es trotz des niedrigen Zinsniveaus, für das die EZB gesorgt hatte, dennoch nicht zu einer steigenden Kreditnachfrage von privaten Haushalten und Unternehmen, um vermehrt Investitionen zu tätigen, was die Preise ansteigen hätte lassen.

Für die Staaten des Euroraumes bot sich allerdings eine günstige Lage, so Charlotte Schnitzler, denn durch die niedrigen Zinsen konnten diese weiterhin billig Geld aufnehmen und ohne großen Zinsdruck die Verschuldung weiter ansteigen lassen. Mit dem deutlichen Anstieg des Ölpreises seit dem Jahr 2021, und vor allem seit Beginn des Ukraine-Krieges, begann die Inflationsrate ebenfalls deutlich zu steigen. Um eine steigende Inflation zu bekämpfen, wäre es nun an der Zeit, dass die EZB die Zinsen wieder anhebt. Vor dem Hintergrund der hohen öffentlichen Verschuldung vieler Staatshaushalte, könnte dies jedoch Nebenwirkungen nach sich ziehen, da sich die Staaten dann zu deutlich höheren Zinsen refinanzieren müssen. Insofern plädierte die Referentin für eine dringend notwendige Konsolidierung der Staatsfinanzen, ansonsten sei kein Ende der Krise denkbar.  

Ob hohe Inflationsraten dauerhaft zurückkehren, sei noch nicht ausgemacht, jedoch prüfe auch die EZB ihre derzeitige Einschätzung, dass die hohen Raten nur vorübergehend seien. Die derzeitige Situation lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die hohe Nachfrage nach den strengen Corona-Maßnahmen traf auf ein niedriges Angebot wegen Rohstoff- und Materialengpässen aufgrund von gestörten Lieferketten, was die Preise stark ansteigen ließ. Diese grundsätzliche Situation wurde im Jahr 2022 durch den Ukraine-Konflikt und weiteren Lockdowns in China noch zusätzlich verstärkt. Weitere Gefahr drohe durch eine möglicherweise bevorstehende Lohn-Preis-Spirale, daher sei es auch wichtig, allzu überzogenen Lohnforderungen mit Augenmaß zu begegnen. Immerhin sei ein Ende der Ankaufprogramme zur Jahresmitte in Sicht. Danach könnten die Zinsen von der EZB angehoben werden, um die Inflation zu bekämpfen und ihrer Rolle als Hüterin der Währung gerecht zu werden.

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